Shortstory von Roman Seelenbrandt


Verloren in Venezuela

Kapitel 1

Sicher gab es schon bessere Zeiten, die wir zwei erlebten, doch wir müssen auch in dieser Situation das Beste aus unseren Möglichkeiten machen, sagte Fabrice zu seiner Frau auf ihre Frage hin wie wir aus dieser prekären Lage wieder rauskommen sollen? Verstehst Du nicht, ich habe Heiden Respekt vor dieser Situation, wir befinden uns in einem fernen Land wir sprechen die einheimische Sprache nicht, haben unser Wörterbuch im 250 Kilometer entfernten Hotel, nicht mal eine Landkarte haben wir dabei, wir haben unser gesamtes Gepäck samt Papiere, Bargeld und Kreditkarten im Bus zurückgelassen, dieser ist aber vor 30 Minuten ohne uns abgefahren, nur weil wir uns von unserer Reisegruppe abgesetzt, um ein wenig Spaß zu zweit an diesem doofen Strand zu haben. Wir sitzen irgendwo in der Pampa fest, die nächstgrößere Stadt ist wahrscheinlich noch weiter von uns entfernt als die Stadt, die unser Hotel beherbergt. Mir ist das alles mehr als unerträglich, aus diversen Fernsehfilmen, weiß man, das auch die Behörden in Südamerika oftmals sehr korrupt agieren, dass sie Touristen oft versuchen unaufgeklärte, vergangene Verbrechen anzuhängen, ohne Geld können wir hier in diesem Armenviertel nichts unternehmen, außerdem geht die Sonne unter, ich hab einfach nur Angst Fabrice!“ Erklärte ihm seine Freundin Kirsten! „Nun beruhige Dich, erst mal fandst Du diesen Strand vor gut einer Stunde noch gar nicht doof, ich erinnere mich das Du bis eben dort ein sehr sinnliches, romantisches, erotisches, verträumtes und verliebtes Charisma an Deine Umwelt abgabst. Außerdem darfst Du Kinofilme nicht mit der Wirklichkeit vergleichen, ich denke nicht das die Behörden hier sehr viel anders a- oder reagieren als in unserem Heimatland, es wird sicher auf den bediensteten selbst, wie auch auf die Region in der man sich befindet ankommen. Nicht zu guter Letzt auch darauf wie wir ihnen persönlich entgegenwirken.

Ich denke auch hier werden die Behörden wie auch bei uns üblich, schon ihren Pflichten nachgehen, schwarze Schafe gibt es überall, aber wir wollen doch nicht den Teufel an die Wand malen. Wichtig ist das wir beide in dieser zweifellos sehr ungünstigen Konstellation heraus kühlen Kopf bewahren, nicht in Panik verfallen und uns jeden Schritt und jede Entscheidung die wir treffen müssen gut überlegen. Das wichtigste ist erst mal das Du Dich beruhigst, wenn Dein momentaner Angstzustand in krankhafter Panik ausbricht, dann wird es für mich sehr schwer Dich aus dieser Gefühlswelt wieder zu beruhigen, dann müsste ich Dich hier zurücklassen, weil es unmöglich wäre uns aus diesen Verhältnissen zu befreien, ich möchte das Du weißt das ich Dich nie hier alleine zurücklassen würde, aber ich möchte auch nicht mit Dir hier draußen sterben. Das wäre aber unumgänglich, wenn einer von uns beiden in Panik verfallen würde. Also bitte beruhige Dich, wenn ich merke das Du unruhig wirst, muss ich mir etwas überlegen Dich irgendwie zu besänftigen, mit eventuellen Pausen, Schlaf, Zärtlichkeiten und Pflege am Strand der sich zum Glück bis zu unserem Hotel im Norden zieht und wir nicht ins Landesinnere müssen, was sich auch positiv auf unsere Orientierung auswirken wird.

Also denk an den Strand, wir werden uns permanent in seiner Nähe bewegen können, somit solltest Du jetzt zumindest etwas positiver denken, denn dort gibt es Proviant, gute Übernachtungsmöglichkeiten und eine schöne Atmosphäre für unsere Ruhephasen in denen wir viele positive Triebkraft sammeln müssen. Im Amazonasgebiet hätten wir diese Möglichkeiten nicht, weil dort überall Gefahren vor einem Lauern, sitzen, kriechen und liegen. Jetzt werden wir uns erst mal einen Platz zum Übernachten suchen, denn heute lohnt sich ein Marsch in nördliche Richtung nicht mehr, ich denke der Strandabschnitt, von dem wir gekommen sind, wird auch unser Schlafplatz sein, dort wachsen Papaya, weiter südlich glaube ich sogar Bananenstauden gesehen zu haben. Somit hätten wir zumindest etwas für unsere Energiereserven, den Hunger, und bleiben in all dem Stress etwas beruhigter als ohne diese angenehmen Begleiterscheinungen.“ Antwortete Fabrice! Ja ist okay, ich werde mir Mühe geben, ruhig zu bleiben, da ich ja diverse Filme vorhin erwähnte, kann ich mir ja auch ein Beispiel an diversen Schauspielerinnen nehmen, die in einem Blockbuster eine ähnliche Situation überstanden haben, um nicht nur negative Impulse zu verbreiten, sondern durch positive Vibrationen eine Heldin zumindest für Dich zu werden weil niemand anderer uns glauben würde.

Wir haben zwar nichts dabei aber unseren Fotoapparat, wenn wir die Auflösung reduzieren, könnten wir den kompletten nächsten Monat auf Fotos dokumentieren, dann hätten wir auf einer Fotostory Timeline den besten Degerloch Blockbuster Allerzeiten. Länger als 4 Wochen sollten wir aber nicht brauchen sonst müsste ich Deine erotischen Posings von heute Mittag löschen, dann würden wir zusätzlich 250 MB Speicherplatz gewinnen. Für die Fotostory würde ich mir dann aber das schon länger von mir gewünschte Programm bestellen wollen, wogegen Du Dich immer sträubst, weil du dich an die Bedienoberfläche der aktuellen App gewöhnt hast. Weißt schon welches oder?“ Antworte Fabrice, während Kirsten ihm während er noch nicht fertig war mit seiner Ausführung ins Wort fiel: „Das dies nicht der richtige Ort und Zeitpunkt wäre für seine schlechten Scherze, wenn er ihn aber auf seiner Kamera festgehalten haben sollte, würde sie in 4 Wochen wohl darüber lachen. Mal im ernst Fabrice, findest Du das witzig?“ Es ist sehr wichtig das wir positiv denken, das sagte ich Dir bereits, vergleichbar mit einer schweren Krankheit, ist alles negative sinieren auch Nachteil bringend, für das Überstehen oder bekämpfen dieser abschlägigen Lebenssituation. Ob nun schlechte scherze wie Du meine Sprache nennst ein Probates Mittel sind uns bei Laune zu halten weiß ich nicht, auf jeden Fall wird es uns stückweit davon abhalten das wir zu schnell unsere Köpfe in den Sand stecken, jetzt lass uns zu unserem schon bekannten Strandabschnitt gehen, wir werden heute noch viel Kraft tanken müssen, für die nächsten Tage und Wochen.